Salz &Stein by Scott Victoria

Salz &Stein by Scott Victoria

Autor:Scott, Victoria
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: cbt
veröffentlicht: 2015-12-07T16:00:00+00:00


Kapitel 35

Die Sonne ist längst untergegangen, als einer der Männer vom Brimstone Bleed ins Lager zurückkehrt. Zwei Frauen sind bei ihm, bekleidet mit langen, schwingenden Röcken. Ihr dunkles Haar fällt ihnen fast bis zu den Hüften. Beide Frauen tragen Halsketten, die mit rot und orange gefärbten Holzdornen geschmückt sind und bei jedem Schritt klappern. Auf den Köpfen balancieren sie Bastkörbe, die von getrocknetem Kabeljau, Bananen und klebrigen, mit Datteln gefüllten Brötchen überquellen.

Die Männer fordern uns auf zu essen, aber die meisten von uns lehnen das Angebot ab. Wir wollen unsere Pandoras, das ist alles. Nachdem sie uns lange genug haben warten lassen, bitten sie uns, ihnen zu folgen.

Als wir den Kreis aus Fackeln und Kerosindämpfen, die sie abgeben, verlassen, fällt mein Blick auf Olivias Gesicht. Ich halte sie hinten an ihrer Bluse fest und ziehe sie beiläufig an mich. »Bleib bei mir, okay?«

Ihre Oberlippe versteift sich. »Ich brauche keinen Trost.«

»Ich bin diejenige, die Trost braucht«, erwidere ich, obwohl ihre Worte nachklingen. Erst heute Morgen habe ich mich von Guy gelöst und gedacht, dass ich seinen Trost nicht brauche. Jetzt suche ich nach ihm und winke ihn zu mir. Er kommt auf mich zu, als wären wir durch eine unsichtbare Schnur miteinander verbunden. Als er mich erreicht, greife ich nicht nach seiner Hand. Ich ziehe ihn nicht in eine Umarmung. Ich sehe ihm einfach nur in die Augen und halte seinen Blick fest. Dann schaue ich wieder zu den Männern hinüber, die unseren Pilgerzug anführen.

Harper und Willow laufen vor mir und Braun und Cotton stapfen hinter uns her. Es ist unerklärlich seltsam, jetzt ohne unsere Pandoras zu sein. Ohne Tierrufe, leckende Zungen oder schlagende Flügel. Da sind nur wir – das Geräusch von einundvierzig Kandidaten verschiedener Altersklassen, Ethnien und Geschlechter, die einen gut ausgetretenen Pfad entlanggehen.

Die Inselbewohner haben diesen Weg wahrscheinlich schon unzählige Male benutzt. Aber was ist mit früheren Kandidaten? Hat die Meeresetappe vergangener Rennen immer hier aufgehört? Und wenn ja, haben die Kandidaten sich um ihre Pandoras gesorgt, deren Leben noch in derselben Nacht enden könnte? Nehmen wir den gleichen Weg wie sie?

Ich streiche mit den Fingern über die blaugrüne Feder, die über meiner rechten Schulter baumelt. Ich musste die Lederschnur mehr als einmal wieder in meinen Locken befestigen, aber ich habe sie nicht verloren, und ich habe auch nicht die Absicht, das zu tun.

»Vor uns ist ein Licht«, flüstert Cotton.

Er hat recht. Da sind brennende Fackeln, wie die, die unser Basislager umringen. In ihrem Schein ist eine große Konstruktion zu erkennen, und als wir näher kommen, begreife ich. Das Gebilde ist rund und an vielen Stellen überkreuzt, sodass man durch sechseckige Öffnungen sehen kann. Das ganze Ding besteht aus dünnem, biegsamem Holz, das in regelmäßigen Abständen mit strohfarbener Schnur zusammengebunden ist. Der Boden darin besteht aus fetter, dunkler Erde und misst schätzungsweise sechs oder sieben Meter im Durchmesser. Der kuppelförmige Aufbau scheint ebenfalls sechs oder sieben Meter hoch zu sein.

Vermutlich war es der Bau dieser Anlage, der die beiden Männer jede Nacht beschäftigt hat, und ich bin mir absolut sicher, dass dies die Arena ist, in der unsere Pandoras kämpfen werden.



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